#49 Wann wird eine Erfahrung zum Trauma?

Transformations – Inspiration

Diese Frage zu klären ist wichtig. Generell finde ich es unglaublich wichtig über Trauma aufzuklären Der Begriff „Trauma“ ist ….

zur Zeit fast inflationär unterwegs und andererseits ist er sehr unterbelichtet in der Psychotherapie und Medizin. Ich würde mir von Herzen wünschen, dass alle Menschen die in einem Beruf mit Menschen zusammenarbeiten etwas über Trauma, Traumatisierung und Traumafolgen lernen. Insbesondere Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer und natürlich auch Ärztinnen und Ärzte und werdenden Eltern. Wissen über Trauma sollte zu unserer Allgemeinbildung gehören, denn es ist ein grundlegendes Wissen über menschlichen Reaktionsweisen und über das menschliche Wesen.

In dieser Folge erfährst du…

  • was eine traumatische Erfahrung ausmacht
  • was unser Nervensystem damit zu tun hat
  • wieso sich unter traumatischem Stress die Wahrnehmung verändert
  • was Fragmentierung ist
  • wieso die Integration der Erfahrung so wichtig ist
  • dass manche Menschen unter Traumafolgen leiden, aber es nicht wissen

Was ist ein Trauma?

Es gibt unterschiedliche Arten von Traumata und ich werde heute anhand eines Schocktraumas, also eines einmal auftretenden überwältigenden Ereignisses, das Thema beleuchten und in der nächsten Folge dann auf andere Arten der Traumatisierung eingehen, die in der gesellschaftlichen Dimension und für unser miteinander noch viel relevanter sind. Die Definition von Trauma ist nicht ganz so klar wie man es eigentlich meinen sollte. Das Gebiet der Psychotraumatologie ist auch tatsächlich eines der jüngsten in der wissenschaftlichen Landschaft. Diese Disziplin ist noch sehr im Begriff ist zu wachsen und Erkenntnisse zu schöpfen und ein unglaublich faszinierendes Gebiet.

Zunächst eine ganz ganz allgemeine, einfache und grundlegende Definition von Trauma: Ein traumatisches Ereignis zeichnet sich dadurch aus, dass es die Verarbeitungsfähigkeit des jeweiligen Menschen übersteigt und überwältigt, dass also die Möglichkeit des Betroffenen das Ereignis einzuordnen und zu verarbeiten, von der Wucht des Ereignisses vollkommen überwältigt wird. Wenn die Verarbeitungsmöglichkeiten überwältigt werden, dann bedeutet das, dass die betroffene Person in ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht und empfundener Lebensbedrohung gestürzt wird. Wenn man sich diese Definition als Grundlage nimmt, dann wird deutlich, dass Trauma etwas sehr individuelles ist und dass so manche traumatische Situation für den einen eine schlichtweg schreckliche und schwierige Situation sein kann, während sie für den anderen eine sehr traumatische sein kann. Ganz einfach weil unsere Bewältigungskapazitäten unterschiedlich sind und mit vielen Faktoren zu tun haben.

Ein Beispiel dafür: Ein junger Mensch auf Wanderschaft verliert seinen Weg, verläuft sich und findet nicht mehr zurück. Er hat kaum noch Proviant dabei und merkt dass die Situation für ihn potentiell lebensbedrohlich wird. Er ist sehr zuversichtlich und innerlich davon überzeugt dass bald Rettungskräfte bei ihm sind, denn seine Freundin wird wahrscheinlich schon Alarm geschlagen haben, weil er längst über die Zeit ist. Er ist davon überzeugt, gerettet zu werden und bleibt zuversichtlich in dieser Situation. Wanderer Nummer zwei hat bereits ungefähr 30 Minuten nachdem er seinen Weg nicht mehr zurück gefunden hat, die erste Panikattacke. Er hastet und rennt hin und her, er hyperventiliert, weint, ihm ist schwindlig und er ist völlig außer sich. In großer Panik und Hilflosigkeit zittert er am ganzen Körper und ist vollkommen geflutete von Stresshormonen. Er kann überhaupt nicht glauben, dass er in dieser Situation eventuell gefunden werden könnte und er geht davon aus, dass es wahrscheinlich nicht geschehen wird.  Er hat in seinem Kopf all die Bilder von vor ihm verloren gegangen Wanderern und Bergsteigern.

Wanderer Nr. 1 wird das Ereignis ganz anders verarbeiten, als Wanderer Nr. 2.

Unter traumatischem Stress verändert sich die Wahrnehmung

Da die Wucht der Ereignisses so überbordend groß ist, kann der Organismus die Eindrücke nicht wie üblich aufnehmen. Sie werden „fragmentiert“. Alle Sinneseindrücke liegen dann sozusagen unzusammenhängend im Gedächtnis herum und werden nicht als ein Gesamtbild gespeichert und abgelegt. Das macht die innere Verarbeitung so schwer. Manchmal werden ganze Fragmente „vergessen“ bzw. aus dem Bewusstsein gedrängt. Dieser Mechanismus ist zum Überleben da und hat etwas mit dem enormen Stressniveau zu tun, unter dem der Körper in diesem Moment steht. Mehr dazu hörst Du in der Folge.

Trauma zu heilen bedeutet Selbstregulation wieder zu erlangen

Nach einer traumatischen Erfahrung befindet sich der Organismus in einem dysregulierten Zustand. Dieser kann offensichtlich empfunden werden oder subtil sein. Hieraus können sich Symptome entwickeln, wie Schlafstörungen, Ängste, Panikattacken, Depressionen, Meideverhalten, Reizbarkeit, innere Unruhe, Abwesenheit, Schmerzzustände und so vieles mehr. Die Traumatisierung schlägt sich also vor allem im Nervensystem nieder und bleibt dort „stecken“.

Wenn Du dazu mehr erfahren willst und das Thema interessant findest, dann lausche unbedingt in die Folge rein, da geht es weiter!

Shownotes

  • Alle Bücher von Peter Levine Bessel van der Kolk „Verkörperter Schrecken“
  • Die Bücher von Michaela Huber

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