#86 Erleben wir gerade ein kollektives Trauma?

Transformations – Inspiration

Von meiner ganz persönlichen Warte aus gesprochen muss ich sagen, dass ich die gegenwärtige Situation als eine Situation erlebe, die definitiv das Potenzial hat zu einer kollektiv traumatisierenden Situation zu werden und die es vermutlich in gewissen Regionen dieser Welt schon ist…

In dieser Folge erfährst Du:

  • wieso die gegenwärtige Situation „Coron Krise“ das Potenzial hat, ein kollektives Trauma zu werden
  • welche unbewussten Reaktionen wir mit Achtsamkeit im Auge behalten sollten
  • dass in dieser Zeit transgenerationale Traumata getriggert werden
  • was du wir tun können um ein kollektives Trauma zu verhindern

Was bedeutet kollektives Trauma?

Zunächst noch ein paar Worte zu dem Begriff „kollektives Trauma“ und was damit eigentlich gemeint ist. Wenn du meinem Podcast schon etwas länger folgst, dann kennst du dich mit dem Thema Trauma vielleicht schon etwas aus. Du wirst vermutlich ein Bild davon haben, was ein individuelles Trauma ist. Das Trauma, was man als Individuum, als eine einzelne Person erleidet. Das ist eine sehr individuelle Geschichte, ein ganz persönliches Erleben. Bei einer kollektiven Traumatisierung erleben viele Menschen unter den gleichen Einflüssen ihre individuelle Traumatisierung, wie z.B. in einem Kriegsgeschehen, wenn Menschen gemeinsam eine Naturkatastrophe erleben oder eben jedwede andere traumatisierende Situation, die mehrere Menschen, ein Kollektiv, gemeinsam erleben. Kollektive Traumatisierungen sind deswegen besonders wichtig zu verstehen und auch gewichtig für eine Gesellschaft, da sie eben so viele Menschen betreffen, dass die Aufarbeitung erschwert ist. Bei einem individuellen Trauma kann es möglich sein, dass ein Umfeld und dessen wohltuenden Umstände helfen können zu heilen oder Traumafolgen nach und nach abzubauen. Bei einer kollektiven Traumatisierung ist es so, dass alle im Umfeld Symptome tragen, dass alle im Umfeld oder zumindest die allermeisten selbst in ihrer Traumafolge stecken, ihre eigenen Strategien entwickeln und zum Beispiel nicht gesprochen wird über das traumatische Geschehen. So dass gewisse Verhaltensweisen Konsens werden, Verhaltensweisen der Vermeidung, Verhaltensweisen, die dazu führen sollen, nichts zu triggern, was mit der kollektiven Traumatisierung zu tun hat. Kollektive Traumatisierungen sind oft auch die Traumatisierungen, die transgenerational weitergegeben werden, was natürlich am Beispiel der Kriegstraumatisierung sehr, sehr deutlich wird. Wenn du dich dazu schlauer machen möchtest, dann lausche gerne in eine vergangene Podcastfolge rein, du findest sie in den Shownotes verlinkt, in der ich über transgenerationale Traumatisierung spreche.

Wann die aktuelle Situation potenziell traumatisierend wirkt

Nun also zu unserer gegenwärtigen Situation, sowohl hier in Deutschland als auch global betrachtet. Eine Situation entwickelt dann das Potenzial traumatisch zu werden, wenn die eigenen Bearbeitungsmechanismen nicht zum Verarbeiten und Bewältigen der Situation ausreichen. Wenn also die Situation nicht bewältigt werden kann und nicht verarbeitet werden kann, was geschieht. In der momentanen Situation erleben sehr viele Menschen diese Situation als derartig überfordernd, dass sie das Potenzial hat, zu einer Traumaerfahrung zu werden. Viele Menschen und wir als Kollektiv erlebten in den letzten Wochen ein plötzliches Wegbrechen von normalen Dingen. Von dem, was für uns gesetzt war, was dementsprechend auch stabilisierend war. Was vielleicht auch Identitätsstiftend war, was essenziell war um sich im eigenen Leben als die Person wahrzunehmen, die man ist. Es sind also plötzlich Dinge weggebrochen, die stabilisierend waren wie z.B. soziale Kontakte, die Möglichkeit Arbeiten zu gehen, die Möglichkeit sicher zu sein, dass wenn man Arbeiten geht, am Ende des Monats das Gehalt auf dem Konto ist. Oder Arbeiten zu gehen und durch seine selbständige Arbeit die Gewinne zu erzielen, die man braucht, um sich sicher zu fühlen. All diese Sicherheiten, dieses Normale, Stabilisierende ist in den letzten Wochen plötzlich weggebrochen. Auch wenn gewisse Maßnahmen erst entschieden werden mussten und gewisse Zeit vergangen ist bis Entscheidungen gefällt wurden, hat das doch eine enorme Geschwindigkeit. Dieses Geschehen entwickelte sich in einer Schnelligkeit, die Maßnahmen entwickelten eine Härte in einer gewissen Geschwindigkeit, die nicht zu erwarten war, die nicht überschaubar war. Das heißt, wir haben auch kollektiv mit einer Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit in dieser Situation zu tun. Niemand konnte genau sagen, was passieren wird. Niemand konnte genau sagen, wie sich Dinge entwickeln würden und niemand kann es bis jetzt. Wir warten im Grunde immer auf die nächsten Entscheidungen, die von oben angeordnet werden und diese sind relativ unberechenbar und relativ unvorhersehbar. Es gibt nicht wirklich eine Langzeitperspektive, ab wann Besserung oder Normalität sich wirklich wiederherstellen. Unvorhersehbarkeit ist eine Grundlage für traumatisches Erleben, denn Unvorhersehbarkeit in einer bedrohlichen Situation führt zu enormem Stress. Unvorhersehbarkeit und Unberechenbarkeit zu erleben, führt zu einem Gefühl der Ohnmacht. Denn es gibt keine Parameter, nach denen man sich ausrichten könnte und wohin man seine Energie der Abwehr oder der Flucht oder eben der Bewältigungsstrategie richten könnte. Die Unvorhersehbarkeit macht planen unmöglich, so dass Planungssicherheiten wegbrechen, was wiederum zu Stress und Angst führen kann. Unberechenbarkeit, Unvorhersehbarkeit und das plötzliche Wegbrechen der Dinge, die wir kennen als stabilisierend und normal sind alles Aspekte, die so überlastend und so stressend sein können, dass wir in einer Kampf- oder Fluchtreaktion stecken bleiben und uns ohnmächtig fühlen, was die Voraussetzung für das Erleben von Traumafolgen ist. Wir müssen uns ohnmächtig und hilflos fühlen, damit eine Erfahrung traumatisch werden kann. Das schonmal als kleine Randnotiz zum Merken. Man muss sich ohnmächtig und hilflos fühlen um aus einer Situation traumatisiert hervorzugehen. Wir werden uns später anschauen was helfen kann aus Ohnmachtsgefühl und Hilflosigkeit herauszukommen.

Folgen von Fremdbestimmung

Ein Aspekt der gegenwärtigen Situation, der auch das Zeug hat, sich traumatisch auszuwirken, ist der Aspekt der Fremdbestimmung. Natürlich ist es wichtig in einer solchen Situation nichts Unvernünftiges zu tun und es ist auch sinnvoll, dass die Regierung gewisse Maßnahmen zur Pflicht erklärt, bzw. zur Orientierungshilfe formuliert. Leider ist es aber so, dass gewisse Aspekte dieser Entscheidungen und Verpflichtungen so einschneidend in unsere Persönlichkeitsrechte sind, dass es sich anfühlt wie Fremdbestimmung und es tatsächlich auch ist. Es sei nun einmal dahingestellt ob dies zum Schutz einer gewissen Personengruppe stattfindet oder zu einem anderen Zweck. Das, was erlebt wird, ist das Gefühl der Fremdbestimmung. Ich zähle hier einfach mal ein paar Beispiele auf, die beispielhaft sind für das Empfinden und Erleben von Fremdbestimmung und die Dramatik, die sich dadurch entwickeln kann..

…wenn du mehr erfahren möchtest, lausche meinem Podcast auf YouTube, Spotify oder iTunes.

Shownotes

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