#117 (Entwicklungs-) Trauma und Depression

Transformations – Inspiration

In dieser Folge geht es um ein Thema, das auch ein Hörerinnenwunsch ist. Es geht um die Frage des Zusammenhangs zwischen Trauma bzw. Entwicklungstrauma und Depression…

In dieser Folge erfährst du…

  • dass Depression eine Traumafolge sein kann
  • was die agitierte Depression ist
  • welche Aspekte von Trauma Depression begünstigen
  • welche Form der Zuwendung ein Schlüssel zur Linderung ist

Das ist natürlich ein Feld, über das man mehrere Stunden, wenn nicht Tage oder gar Wochen referieren könnte. Somit sehe ich mich wieder vor einer Aufgabe, eine kleine Nussschale dick und eng zu bepacken und doch so viel Platz zwischen den einzelnen Paketchen zu lassen, dass man noch atmen und auch verdauen kann. Ich hoffe, dass mir das gelingt und ich wünsche dir beim Lauschen jetzt, wertvolle Erkenntnisse und entspannte, gelassene Freude.

Diagnose Depression

Sehr viele Menschen, die Traumafolgen kennen, die Trauma in ihrer Biografie haben und die noch beim Überwinden und Integrieren ihrer traumatischen Erfahrungen sind, kennen das Symptom der Depression. Die Depression als solche gilt als ein eigenständiges Krankheitsbild. Sie ist also eigentlich mehr als ein Symptom, und ich werde mich bemühen in dieser Folge fachlich sauber zu differenzieren und es trotzdem leicht greifbar zu gestalten. Vielleicht zunächst einmal kurz ein paar Worte zu dem Thema Diagnose. Generell, in der Medizin und auch in der Psychotherapie also in der Psychopathologie, bezeichnet man sogenannte Krankheiten mit Diagnosen. Diese umschreiben Erlebnisqualitäten und Zustände, die sogenannten Krankheitswert haben. Damit eine Diagnose gestellt werden kann, braucht es verschiedene Symptome, die zusammenkommen. Eine Diagnose ist also ein Cluster verschiedener Symptome, die gewisse Kriterien erfüllen müssen wie z.B. über eine gewisse Dauer bestehen müssen, eine gewisse Schwere oder Intensität haben müssen usw.. Diagnosen werden dann gestellt, wenn gewisse Symptomcluster zusammenkommen und entstehen. Dann fällt ein Fachmensch eine Diagnose. Wenn wir solche Worte wie Depression oder Trauma verwenden, dann sprechen wir eigentlich von Diagnosen. Diese Begriffe, „Depression“, „Trauma“ oder „Angststörung“ oder dergleichen, sind immer Überbegriffe für eine Vielfalt an Erlebnisqualitäten, Zuständen, sogenannten Symptomen. Depression ist in diesem Sinne auch ein Überbegriff für viele verschiedene Varianten von Zuständen. Es gibt unterschiedliche Arten von Depressionen. Was wir landläufig unter Depression verstehen, wenn jemand sagt „Ich habe einen depressiven Tag gehabt“, oder wenn jemand wirklich Depression kennt, dann hat man meistens im Sinn, Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und das Gefühl, sein Leben nicht meistern zu können, seinem Leben nicht gewachsen zu sein. Depression wiederum als dieser Überbegriff, ist ein Symptom des Traumaspektrums. Wenn wir also von Trauma oder bspw. Posttraumatischer Belastungsstörung sprechen, dann sprechen wir auch von Depression, denn sie gehört in das Symptomcluster der Posttraumatischen Belastungsstörung hinein. Tatsächlich sagen viele Studien (und du findest wichtige und auch leicht zu lesende Fachbücher in den den Shownotes verlinkt), dass das häufigste Symptom des Traumaspektrums Depression ist. Das ist doch interessant. Wenn wir von Traumafolgen sprechen, dann gehört die Depression bzw. die depressive Symptomatik ganz prominent, ganz vorne mit dazu. Es ist mir wichtig am Anfang diese Begrifflichkeiten zu klären, um dann ein bisschen tiefer einzusteigen in Ursachen, in Hintergründe und natürlich auch in Ideen für Möglichkeiten zur Transformation. Zunächst mag ich dir jetzt einmal die Haupt- bzw. Leitsymptome der Depression nennen. Wenn du selbst von Trauma betroffen bist, dann lausche einfach mit dem Beobachterohr, um zu reflektieren, was du da hörst, während du es hörst.

Depressive Symptomatik

Wenn wir von Depression sprechen, von depressiver Symptomatik, dann sprechen wir auch von dem Gefühl der mangelnden Verbundenheit. Sowohl zu uns selbst, als auch zu anderen Menschen, zur Außenwelt, zum Leben. Es wird in der Literatur und auch in den Diagnosemanualen auch bezeichnet mit dem "Gefühl der Gefühllosigkeit". Das bedeutet, dass man wenig fühlt, dass man keinen Zugang mehr hat zu seinen Gefühlen, was auch dazu führen kann, dass man Interesse verliert, dass man ein Desinteresse erlebt an Dingen oder Umständen oder Menschen, die einem eigentlich, wenn man nicht in diesem Zustand ist, wichtig und bedeutsam sind. Ein Mangel an Verbundenheit, kann also auch zu dem Gefühl der Gefühllosigkeit und zu Desinteresse führen. Depressive Symptome umfassen auch, wie schon vorhin genannt, die Antriebslosigkeit. Das schwere und tiefe Gefühl, nicht in die Gänge zu kommen und nichts von dem umsetzen zu können, was vielleicht noch als innerer Impuls auftaucht. Manchmal führt die Antriebslosigkeit auch dazu, dass nicht mal mehr Impulse von innen durchkommen. Das ist auch etwas, was sich anfühlen kann wie ein hohes Maß an Unlebendigkeit und Schwere. Manchmal ist das auch verbunden mit einer tiefen, bleiernen Müdigkeit. Dazu kommt auch ein Spektrum, das wir Schlafstörungen nennen. Das morgendlichen Früherwachen, Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, Grübelzwänge und dergleichen. Ein weiteres, wichtiges Symptom sind Konzentrationsstörungen. Dass man nicht mehr gesammelt denken kann, dass einem die Konzentration nicht mehr gelingt und auch solche Gefühle und Zustände wie Gefühle der Hilflosigkeit, wo man sich, auch aus dem Mangel an Verbundenheit heraus, nicht in der Lage fühlt, irgendetwas zu verändern, wo man sehr verzweifelt sein kann und sich hilflos und ohnmächtig fühlt. Dazu gehören noch ganz wichtig und das ist etwas sehr, sehr schweres und sehr belastendes, sogenannte Insuffizienzgefühle. Das ist doch wieder mal ein sehr nettes Wort aus der Fachwelt. Insuffizienzgefühle, also das Gefühl nicht zu genügen. Das Gefühl nicht wertvoll zu sein, das Gefühl für die anderen eine Last zu sein und in diese Richtung anderes mehr. Die Insuffizienzgefühle, sind gefährlich, weil sie uns in eine so tiefe Abneigung und Abwertung unserer selbst führen können, dass häufig die Insuffizienzgefühle die Gefühle sind, die Menschen mit depressiver Symptomatik in Richtung Suizid führen können. All das, was ich gerade beschrieben habe, diese wichtigen Symptome depressiver Energie, sind im Grunde alles Umschreibungen oder Ausdruck von grundlegender Dysregulation. Wir sind gefangen in einem Ohnmachtsgefühl, das uns in Schwere und Verzweiflung führen kann. All das bezeichnen wir als depressive Symptomatik. Ich werde im Weiteren später darauf eingehen, was das mit Trauma oder auch mit unserem Nervensystem zu tun hat.

Agitierte Depression

Bevor ich das tue, möchte ich noch auf eine Art der Depression hinweisen. Wie gesagt, es gibt verschiedene Formen der Depression, verschiedene Arten der Depression aus dem Formenkreis. Eine Art der Depression, die sehr interessant ist, auch im Zusammenhang mit Trauma, ist die sogenannte agitierte Depression. Die ist ein wenig anders, bzw. fast das Gegenteil von dem, was ich gerade beschrieben habe…

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Shownotes

  • Ohnmacht & Starre I Polyvagaltheorie // Podcastfolge #84
  • Buchempfehlungen
    • Bessel van der Kolk "Verkörperter Schrecken"
    • Pete Walker "Posttraumatische Belastungsstörung"
    • Michaela Huber "Trauma und die Folgen

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