#53 Die Macht der dunklen Vergangenheit – Transgenerationale Traumatisierung
Transformations – Inspiration
Der Begriff des transgenerationalen Traumas ist noch weitgehend unbekannt, es gibt nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag dazu ….
Und das obwohl die Weitergabe von Traumata von Generation zu Generation so eine große Rolle für Einzelne und für die Gesellschaft spielt. Ich finde dieses Thema hoch interessant und könnte allein darüber mehrere Podcastfolgen aufnehmen.
In dieser Folge erfährst du…
- was transgenerationale Traumatisierungen sind
- wieso wir alle betroffen sind
- wie unsere Gesellschaft davon geprägt ist
- dass Bewusstsein ein Schlüssel zur Heilung ist
- was transgenerationale Traumatisierung mit unseren Genen zu tun hat
- wie(so) du einen Unterschied machen kannst
Traumata können auf zwei Wegen transgenerational weitergegeben werden
Traumatisierte Eltern, die unter Traumafolgen leiden, haben eingeschränkte Kapazitäten in ihrer Präsenz den Kindern gegenüber. Wenn eine Mutter beispielsweise selbst als Kind Vernachlässigung, Not und Gewalt erfahren hat, besteht die Gefahr, dass ihr Kind, sobald es in Not gerät, die verdrängten Gefühle in der Mutter triggert. Ihre jahrelang aufgebauten Schutzmechanismen drohen zu brechen und dann bleiben ihr nur zwei Möglichkeiten: Sich von dem Kind in Not abzuwenden und aus dem Kontakt zu gehen oder sich gegen die Not des Kindes zu wenden und es zum Verstummen zu bringen. Beides bringt das Kind in ähnliche Not, wie die Mutter damals, das Kind erlebt eine Traumatisierung durch die Mutter. Wenn Eltern also ihre eigenen Traumatisierungen nicht aufgearbeitet haben, besteht eine nicht unwesentliche Gefahr, dass sie ihre Kinder traumatisieren. Das Verhalten traumatisierter Eltern führt hier also zur transgenerationalen Weitergabe von Trauma.
Der andere Weg, auf dem Traumatisierungen über Generationen weitergegeben werden, ist tatsächlich über die Gene. Das bedeutet nicht, dass ein Mensch ein Trauma im Mutterleib erbt. Jedoch weiß man heute, dass traumatischer Stress dazu führt, dass sich Gene verändern. Die Bereitschaft, auf Stressoren mit starker Angst zu reagieren, kann an einer genetischen Disposition begründet sein, die die Mutter weiter gegeben hat. Auch die Zeit im Mutterleib hat großen Einfluss darauf, welche Gene wie aktiviert werden und wie sich dementsprechend unsere Stresstoleranz entwickelt.
Transgenerationale Traumata prägen unsere Gesellschaft
Nicht aufgearbeitete Traumatisierungen wirken sich in einer Gesellschaft spaltend aus. Wer Trauma nicht verarbeitet hat, lebt Strategien der Verdrängung und Dissoziation und muss sich schützen, vor dem Aufbrechen der Alten Wunden. Das, was im Innern in Form von Erinnerung bedroht, muss im Außen negiert oder bekämpft werden – so wie die Not des Kindes der o.g. Mutter. Vielleicht neigt ein Mensch, der Jahrzehnte eingesperrt in einer Diktatur, bespitzelt und fremdbestimmt leben musste, der dann in eine neue schöne Welt geworfen wurde, dafür aber alles altbekannte loslassen musste, dazu, sich vom Fremden bedroht zu fühlen. Von Menschen, die einen Neuanfang existenziell brauchen, auf Hilfe angewiesen sind und einfach fremd sind? Vielleicht kommen dann all die verdrängten Gefühle der Benachteiligung und des Unrechts herauf?
Eine Gesellschaft, die zwei Weltkriege erlebt hat, leidet an einem kollektiven Trauma
Unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern sind Kriegsüberlebende. Um zu überleben und ein Land wieder aufzubauen, mussten sie alle gute Strategien entwickeln. Darüber zu sprechen, was geschehen war, gehörte sicher nicht dazu. Das Schweigen über die Schrecken des Vergangenen ist Teil der kollektiven Traumatisierung. Wir kämpfen seit nunmehr fast 8 Jahrzehnten um eine „Erinnerungskultur“ und gegen das Vergessen, damit „so etwas“ nie wieder geschehen kann, während sich eine neue Rechte formiert, die kein Blatt mehr vor den Mund nimmt. Noch bei der vor-vorletzen Fußball WM war es für viele befremdlich und eigenartig, dass plötzlich überall Deutschlandfahnen Autos und Balkone zierten. All das zähle ich auf, um zu zeigen, wie tief und unbenannt die Vergangenheit und ihre dunklen Schatten in unserer Gesellschaft wirken.
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn sie weniger unter unaufgearbeitetem Trauma leiden würde?
Ich bin überzeugt, dass unsere Welt eine Welt voller Brüderlichkeit, Toleranz, Empathie, Gemeinschaft und Frieden wäre. Ich glaube nicht, dass Menschen in Not wochenlang auf dem Mittelmeer treiben müssten, auf der Suche nach einem rettenden Hafen. Ich bin überzeugt, dass sich festgefahrene Systeme kreativ weiterentwickeln würden und weit mehr Innovation und schöpferisches Potential wirken würde. Es gäbe weniger Gier, Macht und Ohnmacht. Ich bin mir sicher, dass Kinder sich wesentlich freier und kraftvoller entfalten könnten und die Kraft hätten, diese Welt immer weiter zu verändern.
Was können wir tun?
Auch hier bin ich wieder überzeugt, dass der größte Unterschied, den wir alle, den Du machen kannst, der ist, sich Dir selbst zuzuwenden, die eigene Geschichte anzuschauen und Dich auf den Bewusstseinsweg der Heilung zu begeben. Damit durchbrichst du Deinen persönlichen Kreislauf der Weitergabe von Trauma oder einschränkenden Mustern. Je mehr Du Dich befreist von den langen Schatten der Vergangenheit, desto mehr kannst Du dazu beitragen dass andere sich befreien. Je weniger Deine eigene (traumatische) Prägung Dich beeinträchtigt, desto klarer siehst Du, was in dieser Welt geschieht und kannst Bewusstsein schenken. Je besser Du mit Dir verbunden bist, desto weniger erlebst Du Dich von außen bedroht, in Ohnmacht oder Hilflosigkeit.Dein Licht, Deine Stimme, Dein Bewusstsein haben eine Wirkung auf unsere Gesellschaft und Dein Beitrag ist ein Geschenk für alles Versehrte in dieser Welt!
Wenn Du mehr erfahren willst, dann lausche der Podcastfolge!
Shownotes
Literatur:
- Transgenerationale Traumatisierung von Michalela Huber
- Ererbte Wunden von Katharina Drexler
- Die Bücher von Sabine Bode
- Bücher von Peter Spork zur Epigenetik
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