#98 Kann ich meinem Gefühl vertrauen?
Transformations – Inspiration
Es wäre wirklich ein fantastischer Zustand, wenn man mit Gewissheit sagen könnte, „Ich kann meinem Gefühl immer Vertrauen, ich bin mir sicher, ich irre mich da nie. Ich kann mich 100% auf mein Bauchgefühl oder meine Wahrnehmung verlassen.“….
In dieser Folge erfährst Du:
- warum traumatisierte Menschen oft negative Erwartungen kultiviert haben
- wann du deinen Gefühlen besser nicht vertraust
- dass es drei Ebenen des Bewusstseins gibt
- dass es Klarheit in der Kommunikation braucht – im Innen wie im Außen
Vielleicht kann man ihn in einer gewissen Art und Weise auch erreichen. Vielleicht aber auch nicht, auch das mag ich in dieser Folge zur Diskussion stellen. Etwas, was ich sehr häufig erlebe, ist eine gewisse Diskrepanz zwischen zwei extremen Polen. Besonders in der Traumatherapie oder in therapeutischen Gesprächen mit Menschen, die schon sehr viel, sehr Schweres erlebt haben. Diese zwei Pole beschreibe ich mal so: Auf der einen Seite ist der dauerhafte Zweifel an der eigenen Wahrnehmung. Eine ständige und stetige Verunsicherung. Ein ständiges Zweifeln an den eigenen Gefühlen, der eigenen Wahrnehmung und der Richtigkeit der eigenen Wahrnehmung. Das beinhaltet auch die Schwierigkeit, sehr leicht von außen beeinflussbar zu sein, sehr leicht von außen zu verunsichern zu sein und eben ganz grundlegend an der eigenen Wahrnehmung eher zu zweifeln, als ihr zu vertrauen. Auf der anderen Seite, dem anderen Pol, fühlt es sich eher so an, dass man überzeugt davon ist, dass hier ein Bauchgefühl oder eine Intuition oder irgendeine Ebene der eigenen Wahrnehmung einen warnenden Riecher hat oder eine ganz klare Wahrnehmung, dass hier beispielsweise "etwas nicht stimmt" ohne es belegen zu können. Ohne daran Anhaltspunkte finden zu können und auch mit der Erfahrung, sich da schon das ein oder andere Mal getäuscht zu haben. Beide diese Pole möchte ich nicht bewerten, sondern ich mag sie nur beschreiben als zwei Seiten eines Themas, als zwei Pole, zwischen denen ein Spannungsfeld besteht. In dem Raum zwischen diesen zwei Polen ist jede Menge Platz für eine goldene Mitte. Genau diese goldene Mitte mag ich dir heute zeigen bzw. dich zu ihr einladen und inspirieren.
Vermeidungsstrategie durch negative Erwartungen
Wie eben gesagt, begegnen mir solche Positionierungen oder Beziehungen zur eigenen Wahrnehmung in der Praxis mit traumatisierten Menschen, sehr häufig. Ganz besonders häufig in dem Feld der zwischenmenschlichen Beziehungen. So fragt z.B. eine Klientin „Wie kann ich unterscheiden, ob mich jemand abwertet oder ich mir das nur zu Unrecht einbilde, weil ich es von Kind an gewohnt war und projiziere?“. Also woran erkenne ich, dass ich projiziere? Wie kann ich unterscheiden, ob ich etwas unterstelle aus einer Reaktion heraus oder ob es stimmt? Hier sehen wir diese tiefe Ebene der Verunsicherung. Man traut sich selbst nicht mehr über den Weg. Man glaubt nicht mehr wahrnehmen zu können, ob man abgewertet wird oder ob sich das nur so anfühlt oder man es sich sogar einbildet. Weil man es so gewohnt ist. Der einfache Ratschlag „Vertraue deinem Gefühl“ wäre hier viel zu einfach gegriffen. Weil wir sehr komplexe Wesen sind, die nicht nur auf einer bewussten Ebene existieren, sondern eben auch eine komplexe unterbewusste Ebene haben, auf der sich sehr vieles abspielt, auf der z.B. sehr viele nicht verarbeitete, unangenehme oder traumatische Situationen noch geladen sein können. Ich gehe so weit zu sagen, dass wir da, wo wir verletzt sind, uns selbst unter Umständen nicht trauen können. Ich mag dir erklären wieso ich so weit gehe, das zu sagen. Wenn wir eine Verletzung erfahren durch eine andere Person bspw. in der Kindheit, durch Vernachlässigung, durch Abwertung, Mangel an Liebe, Mangel an Zuwendung, Mangel an Gesehenwerden, Sicherheitsgefühl usw., wenn wir Verletzungen erfahren haben durch Bindungspersonen, dann lernen wir automatisch, uns zu schützen, indem wir versuchen weitere Verletzungen zu vermeiden. Das ist glaube ich klar. Eine erfolgreiche Vermeidungsstrategie funktioniert aber nur dann, wenn wir in der Lage sind, negative Erwartungen zu haben. Wenn wir in der Lage sind, eine mögliche negative Situation, einen möglichen negativen Ausgang der Situation in die Zukunft zu projizieren. Nur wenn wir in der Lage sind, negatives zu erwarten, können wir uns vor Verletzungen schützen, in diesem Denkmodell aus der Verletzung, der Vermeidung heraus. Das hießt, wenn wir derartige Erfahrungen haben, sind wir quasi gezwungen, negative Erwartungen zu kultivieren, zum Schutz und damit wir gelingende Vermeidungsstrategien entwickeln können. Das bedeutet in der Folge, dass wir unter Umständen zur Projektion neigen, statt dazu neutral oder wohlwollend oder positiv wahrzunehmen. Unsere Wahrnehmung der Situation ist gefärbt durch die negative Erwartung, die wir kultiviert haben, um uns schützen zu können. Das ist wichtig zu verstehen. Es ist ebenso wichtig zu verstehen, dass diese Kultivierung von negativen Erwartungen überhaupt nicht abzuwerten oder zu bewerten ist, sondern sie ist anzuerkennen als eine Überlebensstrategie, die dazu dienen sollte weitere, schwerwiegende Verletzungen zu vermeiden. Es ist allerdings ungünstig, wenn diese Denk-, Fühl-, Bewertungsstrategie oder Wahrnehmungsstrategie der Welt in unserem Unterbewusstsein verweilt und uns nicht ins Bewusstsein kommt. Dann werden wir in unserer Wahrnehmung der Welt häufig in negativen Erwartungen bestätigt. Hierzu mag ich dir gerne eine vorangegangene Podcastfolge empfehlen. Falls du sie noch nicht kennst, ist sie in diesem Zusammenhang sicherlich interessant. Sie heißt „Wie du deinen Selbstwert mit Sicherheit klein kriegst“ Du findest sie in den Shownotes verlinkt. In dieser Folge erkläre ich ganz ausführlich, wieso wir negative Bestätigung manchmal der positiven Bestätigung vorziehen. Da, wo wir verletzt sind und wo die alten Reaktionsmuster, die uns vor Verletzungen schützen sollen, noch aktiv sind, dort ist es nicht unbedingt angeraten, sich selbst blind zu vertrauen.
Verhaltensmuster gesund hinterfragen
Die eine Strategie, die ich gerade nannte, war die Vermeidungsstrategie durch negative Erwartung. Es gibt natürlich auch andere Strategien, wie z.B. die, alles Negative auszublenden und die bedürftige Sehnsucht nach Positivem allem überzuordnen. Also bspw. in Idealisierungen zu verfallen. Wenn man einen Mangel an Zuwendung und Liebe erfahren hat, dann kann es sein, dass sich innerlich noch Anteile am Leben und am Werk befinden, die sehr bedürftig sind und sich nach nichts mehr sehnen, als danach, endlich gesehen und geliebt zu werden. Diese Anteile neigen manchmal dazu, zu idealisieren. Da tut sich ein Mensch auf, der vielleicht sympathisch wirkt, man würde gerne in Beziehung gehen und man bzw. die inneren Anteile beginnen diesen fremden Menschen derart zu idealisieren, dass es überhaupt keinen Platz mehr gibt für eine kritische oder überhaupt neutrale Wahrnehmung oder ein gesundes Hinterfragen gewisser Verhaltensmuster. Hierzu möchte ich dir gerne eine Frage, einer Podcasthörerin/eines Podcasthörers vorlesen, die das Phänomen hervorragend beschreibt:…
…wenn du mehr erfahren möchtest, lausche meinem Podcast auf YouTube, Spotify oder iTunes.
Shownotes
- Wie du deinen Selbstwert mit Sicherheit klein kriegst // Podcast #16
- Frühe Prägungen wirken sich auf deine Beziehungen aus // Podcast #43
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